Image credit: South Pole
Dieses Interview wurde erstmals auf MoneyCab veröffentlicht
Moneycab.com: Herr Heuberger, der Impact Investor Lightrock, hinter dem die liechtensteinische LGT und das Fürstenhaus von und zu Liechtenstein steht, übernimmt eine 10%-Beteiligung an South Pole. Wie kam es zum Engagement von Lightrock?
Renat Heuberger: Klimaschutz ist in den vergangenen Jahren zu einem immer drängenderen Thema geworden. Unsere Firma South Pole, ein Spin-Off der ETH Zürich, ist seit 15 Jahren auf diesem Thema aktiv mit Klima-Lösungen für Firmen und Investitionsmöglichkeiten in Klimaschutz-Projekte auf der ganzen Welt. Die Nachfrage nach unseren Produkten ist massiv angestiegen, und das trotz der COVID-19 Krise. Wir wussten: Um schnell wachsen zu können, brauchen wir neues Kapital. Wir wollten das Kapital aber nicht von irgendwoher, sondern von einem Investor, der unsere Klimaschutz-Vision vollumfänglich teilt. Da sind wir auf Lightrock als idealen Investor gestossen.
Man würde ja denken, die Rollen seien klar verteilt: Staaten stellen die Regeln auf, Privatfirmen handeln danach. Im Bereich Klimaschutz, man kann es nicht anders sagen, hat die internationale Staatengemeinschaft jedoch bisher komplett versagt. Noch heute ist es an den meisten Orten fast oder ganz gratis, CO2 in die Luft zu pusten. Deshalb wurde uns bereits als ETH-Studenten klar: Ohne direkte Einbindung des Privatsektors wird diese Transformation nicht zu schaffen sein. Dafür wollten wir Lösungen anbieten. Interessanterweise erleben wir heute eine Umkehrung der Realität: Mehr und mehr grosse Firmen und Investoren verpflichten sich zu einem Netto-Null Ziel, und beginnen ihrerseits, sich bei den Regierungen für strengere Vorschriften und mehr Transparenz einzusetzen. Für Firmen, die heute noch den Klimawandel ignorieren und nicht Teil der Lösung sein wollen, wird es in ein paar Jahren ganz eng.
Im Bereich Klimaschutz, man kann es nicht anders sagen, hat die internationale Staatengemeinschaft jedoch bisher komplett versagt.
Renat Heuberger, CEO South Pole
Unsere Strategie heisst «Climate Journey». Das schöne dabei ist: Jede Firma, ob gross oder klein, und aus welchem Sektor auch immer, kann mitmachen, und zwar gleich ab heute. Der Journey funktioniert, grob gesagt, wie folgt: Zunächst berechnen wir den CO2-Fussabdruck, sowohl in der Firma wie auch in der Wertschöpfungskette. Wir berechnen auch die Klima-Risiken der Firma. Danach identifizieren wir die wichtigen klimarelevanten Themen in einer Firma, welche natürlich je nach Branche sehr unterschiedlich sein können. Wir erarbeiten sodann die Ziele mit der Firma – beispielsweise ein netto-null Ziel oder ein Klimaneutralitäts-Ziel.
Und nun beginnt der wichtige Teil der Reise: Nämlich Jahr für Jahr CO2 zu reduzieren, zu kompensieren, Projekte zu finanzieren, idealerweise unter Einbezug der Kundinnen. An dieser Etappe zeigt sich South Poles DNA als Entwicklerin internationaler Klimaschutzprojekte. Einige unserer Expertinnen arbeiten direkt vor Ort, um konkrete Massnahmen umzusetzen. Mit unserer Erfahrung können wir unseren Kunden sogar dabei helfen, effektiven Klimaschutz direkt in der eigenen Wertschöpfungskette umzusetzen. Zuletzt kommt dann der für viele Kunden schönste Teil der Journey: Eine stolze und überzeugende Kommunikation des Engagements nach innen und aussen, um möglichst viele weitere Firmen zu inspirieren und Mitarbeiter*innen zu begeistern!
In den Geschichtsbüchern wird man wahrscheinlich dereinst lesen können, dass diese 180 Grad Kehrtwendung der USA im allerletzten Moment den Klimaschutz noch auf den Pfad gebracht hat. Man kann die Wichtigkeit gar nicht unterschätzen. Und zwar nicht nur wegen der USA selbst, sondern vor allem auch wegen dem starken Signal, dass hier weltweit ausgesandt wird. Länder wie Russland, Indonesien oder Brasilien werden sich nicht ewig verstecken können, wenn sowohl die EU, China und nun auch die USA zum Klimaschutz bekennen.
In den Geschichtsbüchern wird man wahrscheinlich dereinst lesen können, dass diese 180 Grad Kehrtwendung der USA im allerletzten Moment den Klimaschutz noch auf den Pfad gebracht hat.
Es ist tatsächlich nicht immer einfach, ob all dieser Katastrophen nicht den Mut zu verlieren. Wichtig zu wissen ist aber, dass wir durchaus Erfolge erzielen. Denken Sie zum Beispiel an die erneuerbaren Energien: Wer hätte vor 15 Jahren geglaubt, dass die so schnell und global zur günstigsten Energiequelle würden? Oder denken Sie an nachhaltige Geldanlagen: Auf Klimaschutz optimierte Fonds verzeichnen weit höheren Zufluss an finanziellen Mitteln als klassische Fonds. Es gibt sehr viele inspirierende Neuigkeiten, die leider in den Medien oft nicht den gebührenden Platz erhalten. Wir sind auf dem richtigen Weg – aber jetzt müssen wir nochmals massiv beschleunigen.
Natürlich kann man die Wissenschaft auch ignorieren – aber wie COVID-19 zeigt, trägt das nicht zu einer höheren Lebenserwartung bei.