Zürich, 26. Oktober 2021: Immer mehr Unternehmen verpflichten sich zu, Netto-Null-Zielen - aber nur wenige Unternehmen sind bereit, jetzt schon zu die Initiative zu ergreifen. Eine aktuelle Umfrage der Schweizer Projektentwicklerin und Anbieterin von Klimaschutzlösungen South Pole unter dem Titel "The Push and Pull of Net Zero: Drivers of Climate Action" zeigt, dass sich im Vergleich zum Vorjahr zwar mehr Unternehmen Klimaziele setzen. Allerdings liegt bei über 60% der Klimaziele das Zieljahr weit in der Zukunft oder bleibt undefiniert.
South Pole stützt sich bei ihrer Analyse auf die Antworten von mehr als 200 Unternehmen aus 15 Branchen auf fünf Kontinenten. Fast die Hälfte aller befragten Unternehmen (45%) hat sich Net-Zero-Ziele gesetzt, was ungefähr auch den Ergebnissen des letztjährigen Reports entspricht. Erfreulicherweise hat sich jedoch die Anzahl der Befragten mit wissenschaftlich fundierten Zielen (science-based targets, SBTs) zur Emissionsreduzierung seit 2020 fast verdoppelt (von 11% auf 18%). Ebenso hatte im Jahr 2020 keines der befragten Unternehmen sowohl ein Netto-Null-Ziel als auch ein SBT festgelegt. Im Jahr 2021 entschieden sich jedoch 13% der Unternehmen dazu. Diese beiden Trends deuten darauf hin, dass die Unternehmen ihre Ziele ernster nehmen und/oder erkennen, dass ein Netto-Null-Ziel ohne konkrete Meilensteine als Greenwashing aufgefasst werden könnte.
Doch obwohl mehr Unternehmen aktiv daran arbeiten, ihre Netto-Null-Ziele im Einklang mit wissenschaftlichen Erkenntnissen zu erreichen, scheinen viele Unternehmen die Dringlichkeit den Klimawandel zu bekämpfen, noch nicht zu verstehen: Mehr als jedes fünfte Unternehmen (22%) hat sich ein Netto-Null-Ziel bis 2040 oder darüber hinaus gesetzt, und 40% derjenigen, die ein Net-Zero-Ziel haben oder in Erwägung ziehen, haben überhaupt kein konkretes Datum für die Erfüllung ihrer Verpflichtungen festgelegt.
"Wenn wir wollen, dass unsere Netto-Null-Ziele erreicht werden, dann müssen sie auch SMART sein - Specific, Measurable, Achievable, Relevant, und Time-bound (spezifisch, messbar, erreichbar, relevant und zeitgebunden). Diese Herangehensweise gilt längst für operationelle und finanzielle Ziele, und es wird Zeit, dass Klimaziele mit dem gleichen Ehrgeiz formuliert werden", sagte Renat Heuberger, CEO von South Pole.
"Wir haben nicht mehr den Luxus der Zeit, uns zu fragen, ob wir Emissionen bis zu Netto Null reduzieren können. Wir müssen uns fragen, wie - und wie schnell - wir gemeinsam handeln können, um Net Zero zu erreichen. Aus diesem Grund hat die Compass Group UK&I ihr bisher ehrgeizigstes und anspruchsvollstes Klimaziel gesetztt - ein Netto-Null-Ziel bis 2030 und ein wissenschaftlich fundiertes (SBT) Emissionsreduktionsziel für alle unsere direkten und indirekten Emissionen gemäss dem 1,5°-Szenario. Wir unterstützen alle, die die gleichen Ziele verfolgen, bei der Umsetzung eines echten Wandels", sagte Carolyn Ball, Direktorin für die Umsetzung von Net Zero bei Compass Group UK & Ireland, einem Kunden von South Pole.
Die Umfrage von South Pole hat auch ergeben, dass die Haupttreiber für Klimaschutzmassnahmen von Unternehmen eindeutig geschäftsbezogen sind: Druck der Konsument*innen, Wettbewerb, Markenpositionierung und Risikomanagement. Besonders wichtig sind für Unternehmen die Nachfrage von Verbraucher*innen nach nachhaltigen Produkten und Dienstleistungen (74%), die Ambition, eine Vorreiterrolle innerhalb der Branche einzunehmen (62%) und der Wunsch nach Zukunftsfähigkeit (42%).
Gleichzeitig scheinen staatliche Vorschriften oder politische Massnahmen nur wenig Einfluss zu haben. Der Umfrage zufolge rangiert die "staatliche Regulierung" auf Platz 5 der Treiber für Unternehmen, die Netto-Null-Emissionen anstreben. Dieses deutet darauf hin, dass Unternehmen von Regierungen noch nicht in die Verantwortung für Netto Null genommen werden.e. Das Versäumnis der Regierungen, zeitnah wirksame Klimaschutzgesetze einzuführen, bremst die Ambitionen des Privatsektors in Bezug auf den Klimaschutz.
"Ohne staatliche Vorgaben übernimmt ein Teil des Privatsektor die Verantwortung für die Lösung der Klimakrise", so Heuberger. "Dies ist jedoch nur eine kurzfristige Lösung. Um bis 2050 Netto Null zu erreichen, müssen wir einen höheren Gang einlegen, und unsere Regierungen müssen die Führung übernehmen. Die Ergebnisse der Umfrage deuten darauf hin, dass die Unternehmen von den Regierungen nicht klar genug signalisiert bekommen, was von ihnen erwartet wird. Diese Unsicherheit könnte der Grund dafür sein, dass die Unternehmen Netto-Null-Ziele ohne klare Zeitvorgaben eingehen."
Die Umfrage von South Pole zeigt, dass die Unternehmen zunehmend auf erneuerbare Energien (76%), Energieeffizienz (58%) und die Dekarbonisierung ihrer Lieferketten (48%) setzen, um ihre Netto-Null-Ziele zu erreichen. Danach folgen freiwillige Kompensationen von Emissionen (35%) und naturbasierte Lösungen (34%).
Die Mehrheit der Unternehmen (61%) plant zwar, irgendwann technologische Lösungen zur CO2-Entnahme aus der Atmosphäre einzusetzen, doch sind diese insgesamt der am wenigsten bevorzugte Ansatz: Nur 13% aller Unternehmen sehen in den technologischen Carbon-Removal-Lösungen (wie der direkten Kohlenstoffabscheidung und -speicherung aus der Luft) die beste Möglichkeit, um Netto-Null-Ziele zu erreichen.
Interessanterweise werden sie von Unternehmen mit einem späten Netto-Null-Zieltermin entweder 2040 (71%) oder 2050 (58%) als bevorzugte Option zum Ausgleich von Restemissionen angesehen, während die Vorreiter diese deutlich weniger präferieren.
Laut dem Net-Zero-Bericht von South Pole, The Push and Pull of Net Zero: Drivers of Climate Action, erwartet die überwältigende Mehrheit der Befragten immer noch, dass die Führungsebene innerhalb des Unternehmens die Umsetzung des Netto-Null-Ziels vorantreibt. 69% gaben an, dass die Führungskräfte auf der C-Ebene (von den Verantwortlichen für Nachhaltigkeit abgesehen) die wichtigste Rolle bei der Erreichung der Ziele spielen, gefolgt von den Abteilungen Operations (37%) und Marketing/Kommunikation (34%). Beschaffungs-, Personal-, Rechts- und Finanzabteilungen wurden am seltensten genannt. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass der Klimaschutz innerhalb der Unternehmensstrukturen noch nicht "demokratisiert" wurde, sodass oft unklar ist, wer die Verantwortung für das Erreichen der Ziele trägt.
"Um erfolgreich zu sein, müssen Netto-Null-Ziele zu Initiativen für das gesamte Unternehmen werden", so Heuberger. "Die Pandemie hat uns gezeigt, dass gerade auch Unternehmen in der Lage sind, innovative Lösungen für die grössten globalen Herausforderungen zu finden. Die Zeit spielt gegen uns, also müssen wir uns jetzt darauf konzentrieren, Lösungen zu finden - und zwar sehr schnell.
Neben den Massnahmen zur Eindämmung des Klimawandels und den Anstrengungen, Netto-Null-Emissionen zu erreichen, gab weit mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen (58%) an, dass die Anpassung an den Klimawandel für sie ebenfalls eine wichtige Priorität darstellt. Allerdings gab nur jedes fünfte Unternehmen (20%) an, eine klare Strategie zu haben, wie es sich an die Gefahren einer sich erwärmenden Welt anpassen will. Noch weniger, nämlich nur 7%, haben ihre Ausgaben für Aktivitäten oder Initiativen zur Anpassung an den Klimawandel tatsächlich erhöht.
South Pole verglich die Antworten aus der Net-Zero-Umfrage mit einer Analyse der firmeneigenen Datenbank von 54.000 Unternehmen - einschliesslich der Global Fortune 500, den wichtigsten Aktienindexe und aller Unternehmen, die an CDP und GRI berichten. Diese Untersuchung ergab:
Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass selbst bei grossen börsennotierten Unternehmen an Tatendrang fehlt und dass der derzeitige Druck der Behörden und Investoren nicht stark genug zu sein scheint, um Unternehmen schnell genug zu Netto-Null-Zielen zu bewegen.
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Um den vollständigen Bericht anzuzeigen, besuchen Sie www.southpole.com
Isabel Hagbrink, Director of Communications, South Pole
South Pole, vom Weltwirtschaftsforum als soziales Unternehmen anerkannt, steht seit 2006 an der Spitze der Dekarbonisierung. Mit seiner globalen Climate Solutions Plattform entwickelt und implementiert South Pole umfassende Strategien, die Klimaschutzmaßnahmen in langfristige Geschäftsmöglichkeiten für Unternehmen, Regierungen und Organisationen auf der ganzen Welt verwandeln.
South Pole ist auch ein führender Projektentwickler und hat fast 1.000 Projekte in über 50 Ländern mit Klimafinanzierung versorgt, um mehr als eine Gigatonne CO2-Emissionen zu reduzieren und weniger privilegierten Gemeinschaften, die durch den Klimawandel besonders gefährdet sind, soziale Vorteile zu bieten.
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